Endlich, endlich, endlich haben mein Freund und ich diese Kult-Kneipe kurz vor 20 Uhr im klinisch neu bebauten Europaviertel (ich nenne sie eher Kiez-Kneipe im Stadtteil Gallus) betreten. Seit mindestens 5 Jahren so angedacht, heute zufällig ergeben.
So gegen Mitte/Ende der 80 Jahre wurde dieses wunderschöne Relikt „Gute Stute“ von Ivo Komljenovic eröffnet und betrieben. Im Sommer 2024 hat der neue Betreiber Fatlum Hysa diese Kult-Kneipe gerettet.
Der bediente uns auch, wir kannten ihn bislang nicht. Wir saßen am Tresen auf Sitzen eines Kettenkarussells, freuten uns über die „alte“ Pop-Rockmusik und bewunderten das große Getränkeangebot. „Für die Romantik“ wurde uns noch ein Kerzchen hingestellt (vorgezogene Blaue Stunde wunderbar).
Fatlum bereitete dahinter emsig Cocktails vor (soll es früher nicht gegeben haben) und konnte offenbar unserem Gespräch folgen. Ich war überzeugt, dass es hier auch Mexikaner gibt, warnte meinen Freund aber vor der Nachfrage, weil wir dann ganz sicher „versacken“ würden.
Natürlich habe er selbstgemachten Mexikaner, sagte Fatlum Hysa. Auch entdeckte ich in dem großen Sortiment hinterm Tresen eine Flasche Cinzano. Mein Herz hüpfte.
Als ehemaliger Reiter liebte ich natürlich Ivona, die präparierte lebensgroße Stute mit dem zu weit hinten liegenden (sehr guten) Sattel, direkt links am Eingang.
Insofern störte es mich auch nicht, das bei jedem Kommen und Gehen von Gästen und Service ein lautstarkes Wiehern zu hören war.
Insgesamt ist diese Location so wunderschön, hinten unten lauschig an Bierfässern, ein verwunschener Garten und sogar die Treppen hoch zum WC lohnen sich nicht nur wegen der Notdurft. Wir waren uns gleich einig, dass wir die gute Stute ganz oben in unserer Liste der Lieblings-Kaschemmen platzieren müssen.
Sehr faire Preise. Da wir aber bereits von einem Bank-Event mit nachfolgender Essens-Einkehr kamen, war uns gar nicht mehr nach viel Flüssigkeit und im Grunde auch nicht nach Alkohol. Trotzdem freuten wir uns über das lecker Krombacher vom Fass und den Apfelwein.
Irgendwie aus nostalgischen Gründen bestellte ich einen Tequila (freilich mit Zitrone und Salz), mein autofahrender Freund beneidete mich.
Nach der Rechnungsbegleichung erhielten wir aufs Haus jeder noch ein kleines Fläschchen Kruškovac (Kultgetränk, im Winter wird der Birnenlikör gerne mit Slivovitz warm serviert), für mich mit Original-Fülling, für den Autofahrer mit Gänsewein - also Kranewasser.
1000 Dank Fati!